Bella Italia!!!
Hallo alle zusammen,
ich möchte mich für eine Woche abmelden. Heute Abend starten Dino und ich in ein neues Po Abenteuer. Morgen Vormittag beladen wir unser Boot und verschwinden eine Wochen in den Weiten des Mittellaufs.
Drückt uns die Daumen, bis bald!
Jan & Dino
Fazit eine Woche später: "Italien rockt...."
Meine bis dato 8. Tour an den Mittellauf des Po´s ist zu Ende. Wie bis jetzt jeder Trip war auch dieser sehr ereignisreich, mit vielen Höhen und Tiefen.
Aber beginnen wir etwas weiter vorn. Der Po ist und bleibt ein unberechenbarer Strom.
Er trägt bei hohem Wasserstand riesige Mengen an Holz, Geröll und Abfall bis in die Adria.
Im unteren Bereich, im Delta ist er ein weitverzweigtes Labyrinth aus Armen, Inseln und Sandbänken. Dies ändert sich aber etwas, sobald man dem Strom Flussauf folgt.
Im Mittellauf wird er schmaler, damit schnellfließend und natürlich auch tiefer.
Grad in den Kurven haben wir trotz Niedrigwasser Tiefen bis 20 Meter feststellen können.
Diese Tiefen laufen aber auch schlagartig auf 0,50 cm Wassertiefe aus.
Die Verhältnisse sind natürlich für unerfahrene Bootsfahrer schwer einzuschätzen und dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden.
Zur Fischerei...
wie vielen aus Pressemitteilungen bekannt sein dürfte, besitzt der Po ein Welsaufkommen, was seines Gleichen sucht. Sicherlich gibt es in anderen Gewässern, wie dem Ebro-Stausee, ebenso hohe Fischmengen und Größen (wenn nicht sogar größer, bedingt durch 100 kg Pellets pro Tag). Die Fischerei lässt sich aber absolut nicht miteinander vergleichen.
Ein Grossteil der Fische in Spanien wird durch stupides Aussitzen gefangen. Abspannen großer Gewässerabschnitte mit skurrilen Bojenmontagen, genau wie das Abschütten großer Pelletmengen sorgt dort oftmals für wahre Fangorgien. Diese Art der Fischerei lässt sich in meinem Lieblingsfluss nicht praktizieren (Gott sei Dank). Hier ticken die Uhren anders,
erfolgreich ist nur der, der hart arbeitet und sich damit seine Fische verdient. Das Wichtigste hier regelmäßig seine Fische zu fangen, ist eine „Gabe“ diese kann man nicht erlernen.
Diese muss man haben, die Engländer haben dafür einen perfekten Ausdruck:
„Watercraft“
Der Fluss hat ein unvorstellbares Nahrungsaufkommen, Muscheln, Schnecken, Würmer und dazu einen riesige Fischpopulation. Meinen eigenen Erfahrungen nach und auch aus Beobachtungen des ortsansässigen Campbetreibers hat sich in den letzten 10 Jahren die Fischpopulation mindesten verfünffacht. Man muss sich das nur bildlich vor Augen führen, rissige Mengen an Brassen, Barben und Karpfen bevölkern das Flusssystem. Dazu kommen die fetthaltigen
Futterfische, wie Meeräschen und Maifischen, die den Waller als Beute dienen.
Aber genau diese Umstände machen die Fischerei nicht einfacher. Ein Wels hört in seinem
Leben nie auf zu wachsen, das bedeutet unter optimalen Bedingungen (warmes Wasser, großes Futterangebot) werden die Waller riesengroß.
Und damit kommen wir jetzt wieder zu unserer Tour. Nach einer ruhigen Nachtfahrt kommen wir hochmotiviert im Camp (www.wels-camp-am-po.de) an. Nach ordentlicher Begrüßung und einem Abklatschen mit ein paar Brandenburger Anglern beluden wir unser Boot.
Die Fangmeldungen der vergangenen Wochen ließen uns unberührt. Mit einer hohen Fangmenge rechne ich im Herbst eh nicht, aber ein paar schöne Fische werden sich schon entlocken lassen. So starteten wir vollbeladen in ein neues Abenteuer. Mein erster Anlaufpunkt war eine Sandbank ca. 5 km oberhalb des Camps. Dort angekommen entluden wir das Boot und erkundeten erst mal die Stelle.
Unterhalb unser Miniinsel zieht sich eine Rinne mit Tiefen zwischen 6-10 m das Ufer entlang. Diese sollte uns in den nächsten Tagen als Driftstrecke dienen. Diese Rinne hatte mir im vergangenen Herbst schon schöne Fische beschert.
Leider mussten wir im Verlauf des Anreisetages schon feststellen, dass diese Idee auch etliche andere Angler hatten. Wir entschlossen uns daraufhin, nur die erste Nacht dort zu verbringen.
Wir genossen den Tag mit Feederfischen auf Barben und großen Brassen. Doch unsere Erwartungen wurden im Verlauf der ersten Nacht bestätigt. Leider konnten wir keinen Fisch überzeugen. Auch das Driftfischen in den frühen Morgenstunden wurde nicht durch einen Fisch belohnt. Da der Andrang an Anglern nicht abriss, beluden wir unser Boot und ließen
uns von der Strömung mitnehmen. Vor einem Buhnenfeld entdeckten wir eine kleine unscheinbare Rinne die uns magisch anzog. Da das Ufer fast unzugänglich war, beschlossen wir uns hier für eine weitere Nacht zu platzieren. Ein an der Buhne angebotener Fisch brachte uns auch den ersten kleinen Wels und einen weiteren Fehlbiss.
Da mich das Ergebnis nicht weiter beeindruckte ging es am nächsten Morgen weiter Strom ab. Bei einem kurzen Zwischenstop im Camp erfuhren wir, dass alle anderen Angler keinerlei
Fischkontakte hatten. Wir hatten also bis dato nichts falsch gemacht, weiter ging es Strom ab.
Kurz unterhalb vom Camp befand sich ein mir bereits bekannter Platz. Dieser diente uns als weiterer Basis Punkt. Uns gegenüber lag eine lange Rinne mit Mini-Hotspots. Diese wollte ich in den nächsten Tagen intensiv befischen. An unser Hauptstelle wurden wir mit sofortigen Barbenfängen willkommen geheißen.
Mit treuer Begleiter, der Dino entpupte sich schnell zum Feederprofi und unser Köderfischvorrat mit Brassen und Rapfen war gesichert.
Unsere erste Drift bescherte mir einen Traumbiss mit Kurzdrill eines ordentlichen Fisches. Leider befreite dieser sich schnell vom Haken aber das gute Gefühl zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein keimte in uns auf.
An diesem Abend riss auch schon im Dunkel werden eine Abreißleine unmittelbar vor meinen Füßen. Dieser Fisch war kein Riese, mit ca. 1,40 m ließ es sich aber beruhigt einschlafen.
Als ich erwachte war es schon hell und die Sonne brannte auf meinen Schlafsack.
Wir hatten die gute Driftzeit verschlafen... ok wir hatten ja Urlaub. Feedern und Faulenzen bestimmten diesen Tag. Herrliches, fast sommerhaftes Wetter ließen gute Laune aufkommen. Baden war unser Tagesbeschäftigung. Am späten Nachmittag zogen leichte Schleierwolken auf. Irgendwie überkam mich der Drang „jetzt“ zu driften. Nach der ersten Drift von ca 1 km musste ich einfach noch mal. Also, wieder hoch, das Boot leicht versetzt Motor aus und die Ruhe genießen. Die Strömung drückte das Boot immer wieder leicht auf die Steinkante hoch.
Genau auf Höhe eines alten Eisens bekomme ich einen „Mörderbiss“, die stramm eingestellte Bremse der 6000 Stradic ächzte unter dem enormen Zug. Meine neue Urian Drift Rute machte starke Ausschläge, dies konnte nur ein Großfisch sein. Nach ca. 15 min und mittlerweile starken Rückenschmerzen stiegen die ersten Luftblasen zur Oberfläche.
Die Spannung stieg ist unermessliche...mein tapferer Begleiter manövrierte das Boot immer wieder in günstige Drillpositionen. Die meine Stellung doch deutlich verbesserte, dem Fisch blieb also nix übrig als nach ca. 20 min das erste Mal die Oberfläche zu durchbrechen.
Uns stockte beiden zeitgleich der Atem. Dieser Fisch war der Größe Fisch den ich je gesehen habe. Der gigantische Schädel und damit verbundene Umfang ließen meine Nackenhaare aufrichten. Wie geht’s weiter ?... Dino übernahm die Rute. Ich bereitete mich auf die Landung vor. Dieses Mal waren zwei Handschuhe angebracht, ich führte ihn am Vorfach langsam zur Oberfläche. Durch einen kleine Klaps auf den Kopf lässt jeder Wels sich noch mal reizen. Aber dieser Fisch war einfach so groß, dass meine Hand auf seinem Schädel einfach winzig wirkte. Der erste Griff an den Unterkiefer endete kläglich mit dem Aufschäumen der Oberfläche. Meine Hand reichte einfach nicht um den Unterkiefer... erst mit viel Willensstärke gelang es mir mit beiden Händen den Unterkiefer zu erfassen. Ein weiteres Anheben war nicht möglich, erst mit meinem vollen Gewichtseinsatz gelang es mir den
„Fisch des Lebens“ ins Boot zu hieven.
Wir waren platt und überglücklich zu gleich. Was für ein Riese!!!
Da es mittlerweile dunkel wurde, entschlossen wir uns, den Waller anzuleinen. Im Normalfall würde ich darauf verzichten...aber der Fisch des Lebens!!!???
Wir maßen den Riesen 2,43 m mit einem geschätzten Gewicht über 100 kg da er einen großen Bauchumfang hatte, gepaart mit einem mächtigen Schädel. Die breite des Kopfes entsprach des meines Oberkörpers,
„Wahnsinn“
Zu dieser Zeit noch überglücklich und zufrieden, leinten wir diesen Fisch an einen im Wasser stehenden Baum an. Mit einem Seil aus dem Handel, es war 15 m lang und war mit einem Gummipuffer in Daumenstärke ausgestattet. Wir beendeten den Tag bei einer Flasche Bier und mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Das böse Erwachen kam im Morgengrauen. Der Alptraum eines jeden Anglers war geschehen.
Als wir uns dem Baum näherten stand uns das blanke Endsetzen ins Gesicht geschrieben.
Der Gummipuffer war gerissen, damit hätten wir nie gerechnet...
Ein Alptraum spielte sich in unseren Köpfen ab. Nach einer langen Schweigezeit unterrichteten wir Bernhard von dieser Katastrophe, dieser bedauerte uns. Zeitgleich räumte er aber unseren Alptraum aus dem Kopf, dass der Fisch verenden könnte. Durch Wiederfänge nach solchen Missgeschicken keimte langsam wieder Hoffnung auf. So dicht kann Freude und Leid bei einander liegen.
Dieser Tag war der schwärzeste Angeltag meines Lebens. „Fisch, wir endschuldigen uns und drücken dir alle Daumen“
Ich bin kein abergläubiger Mensch, trotzdem ging ich davon aus, dass ich bei den Fischen des Flusses verspielt hätte. Etwas niedergeschlagen fischten wir weiter mit einigen kleinen Fischen bis ca. 1,60 m. Am Morgen des übernächsten Tages, um 9.00 Uhr zeigte meine Rutenspitze wieder Richtung Wasseroberfläche und verschwand sogar darunter.
Meine größte Panne wurde mit einem weiteren Fisch über 2 m etwas abgeschwächt.
Die Uhr tickte weiter, viel zu schnell. Die Woche neigte sich dem Ende entgegen
Wir ließen uns die letzte Nacht auf einer Sandbank unweit des Camps nieder.
Dort blieben wir zwar ohne Fisch aber ließen den Trip mit einer original Pizza ausklingen.
Zurück im Camp erfuhren wir, dass wir die Einzigsten waren, die in dieser Woche überhaupt Fische gefangen haben.
Eins steht für mich fest, dieser Fluss ist die Leidenschaft meines Lebens und ich zähle schon die Tage bis meine Füße den geheiligten Sand wieder berühren.
„Watercraft und harte Arbeit ist alles“
Jan & Dino
aufgeschrieben für www.common-carp-club.de
Nachtrag: Ca. 4 Monate später wurde mein Traumfisch erneut gefangen und vom Rest des Seiles befreit, was für ein Happy End!
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