Winterangeln in Italien 2008 - ein Bericht mit Ritchy & Marcel
 

In meiner letzten Session im Jahr 2007 konnte ich meinen neuen PB fangen. Dies ist ja schon über 3 Monate her… und das Karpfenfieber übersteigt bereits die 42°. Also meine Frau umgarnt, bequatscht und zehn Tage Angelurlaub herausgeholt. Nachdem ich im Winter bereits des Öfteren im Süden Frankreichs die Schuppenträger ärgern wollte teilweise auch konnte, wollte ich dieses Mal was Neues ausprobieren. Italien sollte das 1. Ziel 2008 sein. 

Ende Januar 2008 sollte es los gehen. Also Recherchen im Internet betrieben und die Region Mantova stach ins Auge. Wir wollten es am Mincio versuchen und ggf. auf die Mantova-Stauseen ausweichen. Es blieb nur noch eine Woche für die erforderlichen Vorbereitungen (Boilies abrollen, Tackle überprüfen, Ersatzbeschaffungen, Vignetten besorgen etc.).

Pünktlich am Montag um 22:00 Uhr war ich bei meinem Partner Ritchy und los ging die Reise. Nach gut 11 Stunden waren wir in Mantova. Dank der freundlichen Italiener fanden wir nach längerer Suche die Gemeindebehörde für die Ausgabe der Angelberechtigungen. Schnell die erforderliche Einzahlung bei der Post erledigt und auf zum Mincio. Der Po führte normales Wasser. Wir entschlossen uns trotzdem oberhalb der ersten Staustufe des Mincio eine geeignete Stelle zu suchen. Nach drei Stunden hatten wir dann unseren Hotspot vor einer Brücke mit einer kleinen Bucht und Landzunge gefunden.

Nachdem das gesamte Tackle den Damm hinunter zur Stelle gebuckelt war, wurde die Banane ins Wasser geworfen. Das Echo zeigte einen Tiefenbereich von 0,5 m bis 5,5 m und eine Wassertemperatur von 6,5° C an. Naja, ich hatte eigentlich mit einer Wassertemperatur von mindestens 10° C gerechnet…..

Die Ruten wurden von 1,0 m bis 5,5m verteilt und sparsam gefüttert. Die 1. Nacht verlief ruhig, zu ruhig. Am nächsten Morgen wurde die Feederrute aufgebaut, um Köderfische für die Wallerangel zu fangen. Nach zwei Stunden hatten wir bereits genügend Köderfische (Brassen).

Nun fischte jeder mit einer Rute auf Waller und zwei Ruten auf Karpfen aber auch die zweite Nacht verlief ruhig. Am nächsten Tag besuchten uns die Carabinieri und kontrollierten freundlich alle Papiere besonders gründlich. Später schaute noch ein Italienscher Carphunter vorbei. Guiliano sprach kein deutsch oder englisch und wir kein italienisch. Mit Händen und Füßen funktionierte die Kommunikation eigentlich ganz gut. Er gab uns zu verstehen, dass es im Sommer 2007 einen größeren Chemieunfall mit Insektiziden gegeben haben soll und viele Fische zwischen der 1. und 2. Staustufe diesen Unfall nicht überlebten. Er fragte weiter, ob wir regelmäßige Fischaktivitäten an der Oberfläche beobachten konnten. Als wir dies verneinten, hatte er uns geraten an die Mantova-Seen zu wechseln. Er wollte uns am nächsten Morgen (Freitag) um 10:00 Uhr abholen und uns geeignete Stellen zeigen.

In der dritten Nacht am Mincio bekam ich um 22:00 Uhr einen Run auf der Rute am gegenüberliegenden Ufer direkt unter den Büschen. Leider musste ich beim Loten und Abtasten einen abgebrochenen Ast übersehen haben. Trotz Boot hatte der Fisch kurz nach dem Anschlag das Vorfach gesprengt….große Sch….

Überpünktlich um 9:30 Uhr war Guiliano tatsächlich da. Um 10:30 Uhr war das gesamte Tackle wieder verstaut. Abfahrt! Nach einem Zwischenstopp im Lebensmittelladen, wo wir die Reserven auffüllten, lag nun der Staussee vor uns.

Um 14:00 Uhr hatten wir uns dann schließlich auf eine Stelle geeinigt und die Banane mit dem Tackle von zwei Verrückten aufgetürmt. Der See war glatt & ich ruderte den schiefen Turm von (Pisa) Mantova an den neuen Swim. Gegen 16:00 Uhr war alles aufgebaut. Ritchie saß links und ich rechts. Nun galt es zu erkunden, wo die Fallen zu platzieren sind. Direkt vorm Swim war eine sehr interessante Kante von 2,2 m auf 3,2 m zu finden. Rechts vom Spot lag ein abgestorbenes Feld von Seerosen bzw. Lotusblumen. Die Wassertiefe verlief fast gleichmäßig bei 3,2 m bis 3,4 m. Erst in ca. 300 m kam eine erneute Kante, welche von 3,2 m auf 2,7m  anstieg. Bis zu dem berühmten riesigen Lotusblumenfeld lag eine Distanz von 480 m.

Ritchy entschied sich für die erste Kante am eigenen Ufer und deckte einen Tiefenbereich von 2,0 m bis 3,5 m ab. Ich entschied mich für das Lotusblumenfeld rechts und weit draußen. Die dritte Rute lag auch an der ersten Kante bei 3,0 m.

Der See war glatt, die Wasser- und Außentemperatur lag bei ca. 6° C. In der Dämmerung bemerkten wir viele Fischaktivitäten in ca. 250m Entfernung. Ab ins Boot, Stelle mit GPS abgespeichert und 5 kg Pellets und 2,5 kg 24er Murmeln großflächig gefüttert. Diesen Spot wollten wir drei Tage unter Futter halten und erst in der 5. Nacht befischen.

Gegen 21:30 Uhr meldete sich dann meine rechte Rute. Anschlag! Fest! Ab ins Boot. Im Schein der Taschenlampe sah ich einen kleinen Schuppie in den Lotusblumen. Der Fisch wurde direkt im Wasser abgehakt, da die Lotusblumen einfach nicht durchzureißen waren.

Noch vier weitere Schuppies bis 8 kg fanden die Köder in der ersten Nacht. Der Stellungswechsel bei Ritchie im Zelt… ich meine vom Mincio zum Stausee hat sich mehr als bezahlt gemacht. 5 Fische in der ersten Nacht am fremden Gewässer sind eher nicht alltäglich.

In der zweiten Nacht frischte der Wind stark auf und auch noch auflandig…

Unsere Hoffnungen stiegen…. und wir wurden nicht enttäuscht.

      

Am Morgen besuchte uns Guiliano mit frischer italienischer Backware und Trinkwasser. Auf Grund des frischen Windes verkrochen wir uns in mein Einmannaqua, kochten Kaffee und Frühstückten. Trotz der Sprachhemmnisse diskutierten wir über Vorfächer, Köder und Gott und die Welt. Plötzlich schlug meine Funkbox Alarm. Der nächste Schuppie wollte ans Land.

Guiliano freute sich mit uns. Besonders darüber, dass er uns helfen konnte näher am Fisch zu kommen. Sein PB in Mantova beträgt unglaubliche 26 kg!!!

Wir hatten jetzt regelmäßige Aktivitäten an den Ruten aber die 20 Pfundmarke wollte einfach nicht fallen. Trotz 24er Doppelköder fingen wir Karpfen zwischen 2 bis 8 kg, darunter ein sehr schöner Fullscale.

Wir mussten feststellen, dass die Rüssel bedeutend größer im Vergleich zu unseren Rüsselträgern sind. Also änderte ich teilweise meine Montagen. Eine Rute beköderte ich jetzt mit zwei 35er Sinker mit einen Abstand zum Hakenbogen von ca. 5 cm. Diese Montage wirkte wie ein Elefant im Porzellanladen…

In der 5. Nacht wurde erstmals der Futterplatz mit je einer Rute abgedeckt. Kaum zu glauben aber wahr, nur Ritchy sollte auf diesem Spot fangen. In der ersten Nacht mit einer Rute 6 Run’s und 5 gelandet.

In der Wintersonne meldete sich dann meine Longrangerute im Porzellanladen. Na aufregendem Drill lag nun ein deutlich besserer Schuppie im Kescher. Die Waage pegelte sich bei 25 Pfund ein. Bisherige Bestmarke gleich um 7 Pfund verbessert.

Ich scherzte, dass jeder weitere Fisch immer 7 Pfund mehr auf die Waage mitbringt. Keine zwei Stunden später stand Ritchie mit krummer Rute am Rodpod. Die Gegenwehr war deutlich größer wie bisher, also ab ins Boot.  Eine Weile später durchbrach ein mächtiger Schuppie die Wasseroberfläche. Am Land zeigte sich dann das wahre Ausmaß. Ein toller Schuppie mit 32 Pfund!


Die Sonne der letzten zwei Tage hat die Wassertemperatur um 1,5° C erhöht. Die Fische waren deutlich aktiver.  Leider hatten wir nur noch eine Nacht. Um 6:00 Uhr meldete sich der Delkim der mittleren Rute in 480m, ab in die Watsiefel, Anschlag und starke Flucht. Leider hatte ich in der Nacht vergessen die Bremse erneut festzustellen. Zu spät! Der Fisch war im Lotusblumenfeld. Ca. 10m bevor ich mit der Rute im Boot am Fisch war, ist dieser ausgestiegen. Die erste Enttäuschung war groß, da ich wusste, dieses Mal einen der Riesen am Haken gehabt zu haben.

Nun begann langsam der Abbau und Rückzug gen Heimat. Die Ruten sollten als Letztes zusammengepackt werden. Und siehe da, um 09.15 Uhr bekam ich noch einen Run.

Insgesamt konnten wir 40 Fische in 7 Tagen landen. Ein super Urlaub mit tollen Fischen war leider zu Ende…

Nun noch ein paar Impressionen der Heimfahrt!

Italien, wie sehen uns wieder!!!


Ritchy & Marcel

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